Foley & Sounddesign: Wie eine Serie oder ein Film vertont wird
Nachdem Drei Schätze abgedreht wurde, haben Magdalena Müller und ich auf den Rohschnitt der Video-CutterInnen gewartet. Idealerweise arbeitet man mit dem Picture Lock, sodass sich im Nachhinein nichts mehr verschiebt. In unserem Fall ist der Picture Lock noch nicht ganz erreicht, aber auch nur weil nachher noch auf die Musik von uns geschnitten wird. Der nächste Schritt neben der Mischung war es Foley aufzunehmen und uns um das Sounddesign zu kümmern. Mäggie und ich haben sogar einen kleinen Gastaustritt in der Serie.
Set-Up & Aufnahme
Am besten arbeitet man zu zweit: Eine Person sitzt vor dem Computer und kümmert sich um die Session, die andere Person vertont alles in einem akustisch optimierten Raum. Ersteren Part hat Mäggie übernommen, während ich alle Szenen, Bewegungen, (Inter-)Aktionen und Geschehnisse nachgespielt habe. Dabei ist es wichtig viel mit Objekten, Materialien und Mikrofonen zu experimentieren. Oft reicht es denselben Gegenstand neu aufzunehmen, aber in manchen Fällen sollte man sich überlegen aus was für einem Material ein Objekt besteht um vielleicht einen passenderen Sound für das Foley zu finden. Meist wird unterschätzt was Foley für einen Unterschied machen kann.
Wir haben uns für das Neumann TLM 103 bzw. 102 entschieden, da es am rauschärmsten war und einen relativ neutralen Frequenzgang aufweist. Das Sennheiser MKE 600-Richtrohrmikrofon hatte meist nicht genug Bass und ein hörbares Eigenrauschen. Da Geräusche meist nicht laut sind und gleich voluminös und basslastig werden können wenn man versucht sie lauter nachzustellen, sind leise Vorverstärker und ein rauscharmes Mikrofon ein Muss für Foley. Lediglich bei Türgeräuschen haben wir das MKE 600 benutzt, da wir die Tür in keinem akustisch optimierten Raum aufgenommen haben und wir so wenig Raumhall wie möglich in der Aufnahme haben wollten.
Währenddessen ist es immer gut gleich ein paar Spuren in der Session anzulegen und sich ein System zu überlegen. Wir haben es immer nach Szenen gruppiert und uns langsam vorgearbeitet. Anfangs haben wir noch Listen mit notwendigen Foleysounds erstellt, später einfach darauf hin losgearbeitet wenn uns etwas aufgefallen ist, das vertont werden muss. Bis auf ein paar sehr wenige Ausnahmen sind alle Sounds entweder aus dem O-Ton oder selbst aufgenommen. Nur ein paar Klänge sind von Libraries genommen worden. Das liegt einfach daran, dass man oft sehr lange braucht um den richtigen Sound zu finden und die Neuaufnahme vor allem in puncto Timing meist leichter ist.
Sobald die Aufnahme läuft heißt es: Talkback ausschalten, einatmen, Luft anhalten und aufnehmen. Denn selbst das leise Geräusch des Lautsprechers oder ein Atemzug ist in der Aufnahme drauf. Sogar meine Hose wurde zum akustischen Problem: Jede Bewegung hat immer wieder ein leichtes Rascheln drauf gehabt, sodass ich komplett still stehen, sitzen bzw. manchmal auch liegen musste.
Viel zu viele Geräusche
Selbst mit einem Serienpiloten der lediglich 19 Minuten lang ist, kann man schon mehrere Tage allein an der Foley-Aufnahme sitzen. Es heißt zwar immer, dass nur 2,5 akustische Streams gleichzeitig wahrgenommen werden können, aber dennoch gibt es so viele Interaktionen, dass man innerhalb einer Minute leicht über 25 kurze Sounds benötigt. Meist sind diese auch alle schnell erledigt, aber es summiert sich am Ende dennoch.
Man braucht es natürlich nicht übertreiben: Oft ist weniger mehr. Aber die Kleinigkeiten gut klingen zu lassen erfordert doch etwas Zeit. Vieles war durch den kleinen Aufnahmeraum zu basslastig. Mit einem Low-Cut zwischen 50 und 200 Hz, je nach Geräusch, sind wir gut weitergekommen.
Interessant war es zu sehen, dass oft auch viel außerhalb des Bilds passiert. Dabei ist es z.B. passiert, dass im ersten Bild eine Darstellerin ein Glas putzt, dann geschnitten wird und sie plötzlich nach dem nächsten Schnitt aus dem Nichts ein zweites Glas nimmt während das andere verschwunden ist. Optisch fällt das nicht auf, sie kann ja eines abgestellt haben und sich das nächste genommen haben. Akustisch fehlt es aber dennoch. Dadurch mussten wir außerhalb des Frames dem Schnitt regelrecht Continuity verleihen. An diese Dinge habe ich vorher noch gar nicht gedacht.
Immer dieses Timing…
Ist einmal alles aufgenommen, hat die Mäggie alles auf ihren rechten Platz geschoben. Durch leichte Bildlatenzen im Aufnahmeraum, hatten wir schon von Anfang an einen leichten Delay von ca. 100–200 ms. Dabei sind Geschehnisse im Bild noch leicht zu platzieren. Sobald man Geräusche vertont, die man nicht mehr ganz sieht, wird es schwieriger. Dabei waren vor allem Schritte bei Nahaufnahmen eine Herausforderung, da man merkt, dass das Geräusch manchmal nicht ganz synchron ist, aber man kann nicht sagen ob er nun zu früh oder zu spät angespielt wird. Meist ist es ein Ausprobieren bis es nicht mehr stört. Dann sollte das Timing in Ordnung sein.
Kreativ sein
Bei Drei Schätze sind die Klänge alle sehr weltnah. Damit meine ich, dass vieles davon Schritte waren, Gläser, Sessel, etc. Das kann man sehr leicht mit den korrespondierenden Gegenständen nachvertonen. In anderen Genres wie z.B. Sci-Fi müssen künstliche Objekte geschaffen werden. Oder ein Klang geschaffen zu dem es keinen realen Bezug gibt, weil dieser schlicht nicht existiert. Bei uns waren zwei Geräusche etwas kniffliger, wobei eines davon Foley war und das andere eigentlich SFX.
Nachdem der Serienpilot noch nicht ausgestrahlt wurde, kann ich noch nichts vorweg nehmen. Aber so viel sei gesagt: Das Foley-Geräusch wurde mit einem Locher, einem Hefter und einem Dosenöffner aufgenommen. Das SFX-Geräusch mit einem Blatt Papier.
Weitere Schritte
Nachdem die Foley-Aufnahmen abgeschlossen sind, geht es bei uns weiter mit SFX, Musik und der Dolby Atmos-Mischung. Während SFX-Sounds schon ausgesucht sind, geht es bei uns derzeit noch sehr um die Musik. Wir arbeiten dabei parallel am Panoramisieren der Spuren und fangen dabei auch schon mit Dolby Atmos-Objekten an. Näheres zur Dolby Atmos-Mischung folgt in einem späteren Blog-Eintrag.
Unser Gastauftritt ist in den Telefonstimmen mit der die Protagonistin redet. Einmal hat Mäggie den Text eingesprochen und einmal ich. Natürlich klingt es sehr Telefon-mäßig und man versteht nur bisschen was, aber immerhin ein kleiner Auftritt in dem Serienpiloten.